Zwischen Illusion und Leere
Die Sonne geht wieder auf, zum dritten Mal in Folge und ich habe immer noch nicht geschlafen. Das Rauschen in meinem Kopf ist lauter als jedes Geräusch von außen. Ich sitze in einer Ecke meines Wohnzimmers, wo die Schatten von leeren Kaffeetassen und Schmerztabletten ihre eigenen Gespräche führen. Schlaf hat längst seinen Sinn verloren. Zeit, Tag und Nacht sind nur noch vage Begriffe. Da ist sie wieder, diese Leere, die ich immer wieder zu füllen versuche und die mich anschließend immer leerer zurücklässt.
Ich denke an sie, an uns. Kann man eine Beziehung haben, ohne sich zu berühren? Ohne die Hitze des Körpers zu spüren, die sich nach Ekstase sehnt? Die Welt sagt, Liebe brauche Nähe, braucht Berührung und braucht Zeit. Doch was, wenn all das eine Illusion ist? Liebe, so wie man sie uns verkauft, wie man sie uns in Filmen zeigt, ist vielleicht nichts weiter als eine flüchtige Vorstellung, eine Inszenierung, um uns am Leben zu halten. Eine Liebe, die nie auf diese Weise wahrhaftig ist, kann sie dann überhaupt echt sein?
Wieder betrachte ich mein Spiegelbild, das blass und fremd aussieht. Seit Tagen bin ich wach und starre in diesen Spiegel, als ob ich in meinen eigenen Augen etwas finden oder erkennen könnte. Die Haut unter meinen Augen ist dunkel und schattig geworden. Meine Pupillen sind weit, wie dunkle Fenster, durch die ich auf einen Abgrund starre. Mein Gesicht ist mir fremd. Selbstreflexion ist ein seltsames Spiel und je länger man sich ansieht, desto weniger erkennt man sich. Wer bin ich eigentlich noch? Bin ich der Mensch, den ich vor all diesen schlaflosen Nächten und rauschhaften Momenten war? Und selbst dann, war ich jemals wirklich "ich"? Warum ist es für mich so schwer mit mir alleine zu sein?
Die Droge Wahrheit ist das Einzige, was bleibt, wenn alle Worte versagen und wenn die Versprechen der Menschen nicht mehr als brüchige Brücken sind. Sie ist wie ein dünner Faden, an den ich mich klammere, der aber jeden Moment zu reißen droht. Wie ein Weg, der ins Nichts führt... aber wenigstens ist es ein Weg, oder? Ich weiß, sie zerstört mich langsam, aber diese Zerstörung scheint realer als die meisten Dinge, die ich in meinem Leben erlebt habe. Eine Selbsthinrichtung.
Manchmal frage ich mich, ob Abhängigkeit und Liebe sich wirklich so sehr unterscheiden. Beides sind Systeme, die dich abhängig machen, die dich dazu bringen, dich zu vergessen und dieses nur für einen kurzen Moment des Glücks oder des Friedens. Am Ende bleibt jedoch nur das leblose Verlangen nach Intimität. Und dann ist da diese schmerzhafte Erkenntnis:
Liebe und Illusion gehen Hand in Hand. Vielleicht sind sie eins. Liebe, wie ich sie mir vorstelle, ist nur ein Gedankenkonstrukt, eine leere Versprechung, die nie erfüllt wird und erfüllt werden kann.
Aber vielleicht ist es genau das, was wir brauchen:
Eine Illusion, die uns glauben lässt, dass es da draußen mehr gibt, als die Illusion. (DR)