Ein Spiegel der kommunikativen Unfähigkeit:
Generation Kontaktabbruch
(Ein Essay von David Reinhold)
Die heutige Gesellschaft scheint immer weniger in der Lage zu sein, wertfrei zu kommunizieren und andere Meinungen sowie Sichtweisen zu akzeptieren. Diese Entwicklung betrifft nicht nur neue Bekanntschaften, sondern auch langjährige Freundschaften. Kommunikation, die auf Augenhöhe und in einem wertschätzenden Rahmen stattfindet, wird zunehmend zur Seltenheit. Stattdessen hat sich eine Kultur der Abgrenzung und des Abbruchs etabliert. Dies hat weitreichende Konsequenzen für das soziale Miteinander und die Fähigkeit, empathisch und reflektiert auf andere Menschen einzugehen.
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Fehlende Diskussionskultur und die Polarisierung der Meinungen:
Ein zentrales Problem unserer Zeit ist die zunehmende Polarisierung von Meinungen. Es gibt nur noch ein „richtig“ und ein „falsch“, hierbei wird die eigene Meinung als die einzig richtige angesehen. Diese Haltung führt dazu, dass echte, offene Diskussionen kaum noch möglich sind. Anstatt unterschiedliche Perspektiven wertzuschätzen und als Chance für persönliches Wachstum zu begreifen, wird oft ein Schwarz-Weiß-Denken umgesetzt. Eine differenzierte, respektvolle Auseinandersetzung wird verdrängt und dadurch verlernt.
Eine der Ursachen dafür liegt in der verlernten Selbstreflexion. Menschen sind heute immer weniger bereit, ihre eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und aus anderen Meinungen zu lernen. Vielmehr wird Empathie oft nur oberflächlich und zeitlich begrenzt vorgespielt, solange es den eigenen Interessen dient. Doch sobald ein Konflikt oder eine Meinungsverschiedenheit aufkommt, wird der Kontakt abrupt abgebrochen, anstatt sich in einem wertschätzenden Austausch mit dem Gegenüber auseinanderzusetzen. Die Gesellschaft hat vergessen, dass man sich mögen kann, auch wenn man unterschiedliche Meinungen hat.
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Die gesellschaftliche Indoktrination und die Angst vor Andersartigkeit:
Ein weiterer Aspekt, der zum Kontaktabbruch und zur mangelnden Toleranz gegenüber anderen Meinungen beiträgt, ist die gesellschaftliche Indoktrination. Von Kindesbeinen an wird uns ein bestimmtes Bild vermittelt, das wir als normativ empfinden. Alles, was von diesem Bild abweicht, wird als bedrohlich oder falsch angesehen und oft diffamiert oder diskreditiert. Die Angst vor dem Anderssein und der gesellschaftliche Druck, sich konform zu verhalten, sind so stark, dass Menschen lieber den Kontakt zu denen abbrechen, die nicht in dieses Bild passen, als sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Die Kreativität und Individualität von Menschen wird in diesem Klima oft unterdrückt oder ignoriert. Wenn jemand im eigenen Umfeld kreativ tätig ist, sei es durch Schreiben, Malen oder Musik, erfährt diese Person häufig wenig Unterstützung. Stattdessen wird die Arbeit eines bekannten Künstlers oder einer großen Marke bevorzugt, obwohl diese den Einzelnen als Kunden lediglich als Statistik betrachten. Dies zeigt, wie sehr sich die Gesellschaft von oberflächlichen Werten und Konformität leiten lässt. Freunde sollten sich gegenseitig unterstützen, doch dieses hat die Gesellschaft vergessen.
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Die Bequemlichkeit des Kontaktabbruchs:
Eine der tragischsten Entwicklungen in diesem Kontext ist die zunehmende Bequemlichkeit des Kontaktabbruchs. Es ist einfacher, den Kontakt zu einer Person abzubrechen, als sich mit ihr und ihrer Sichtweise ernsthaft auseinanderzusetzen. Dies gilt besonders in einer Zeit, in der der schnelle Austausch über soziale Medien und digitale Plattformen den zwischenmenschlichen Kontakt ohnehin stark verändert hat. Anstatt tiefgehende Gespräche zu führen und Verständnis füreinander zu entwickeln, ziehen viele Menschen den feigen Rückzug vor.
Das Resultat dieser Entwicklung ist eine Gesellschaft, die zunehmend unfähig ist, wertschätzend und wertfrei miteinander umzugehen. Menschen wollen sich nicht mehr die Mühe machen, andere Meinungen zu akzeptieren oder sogar ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen. Sie ziehen es vor, in ihrem eigenen Meinungsraum zu bleiben und alles, was diesem widerspricht, zu ignorieren, zu verachten oder abzulehnen. Diese Haltung verhindert eine echte Auseinandersetzung mit den Mitmenschen und führt dazu, dass wertvolle Beziehungen immer öfter abgebrochen werden und die Möglichkeit, über den Tellerrand hinaus zu blicken, wird ebenfalls verlernt und vergessen.
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Fazit:
Die Unfähigkeit der heutigen Gesellschaft zur wertfreien Kommunikation und Akzeptanz anderer Meinungen hat weitreichende Konsequenzen für das soziale Miteinander. Freundschaften zerbrechen, weil Menschen nicht mehr bereit sind, offen und respektvoll miteinander zu sprechen. Stattdessen dominieren Polarisierung, Egoismus und die Bequemlichkeit des Kontaktabbruchs. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Generationen wieder lernen, sich auf Augenhöhe auszutauschen und die Vielfalt von Meinungen als Bereicherung anstatt als Bedrohung zu sehen. Doch Hoffnung habe ich diesbezüglich derzeit nicht. (DR)