Feuer und Eis -Eine Filmanalyse-

von David Reinhold

 

Der Film "Feuer und Eis" aus dem Jahr 1983 wurde von Ralph Bakshi und Frank Frazetta im aufwendigen Rotoskopie-Verfahren geschaffen. Das bedeutet: Echte Darsteller wurden in schwarz-weiß gefilmt und anschließend in einem langwierigen Prozess Bild für Bild überzeichnet.

Dieser Film handelt von der bösen Königin Juliana und ihrem Sohn Lord Nekron. Diese sind die Herrscher über das Eis und wollen die Menschen versklaven. Ihr größter Widersacher ist Jarol, König des Feuers, der seinen Sitz in der Feuerburg hat.

Aufgrund der Eiszeit, die Lord Nekron mit seiner telekinetischen Kraft über die Erde hat hereinbrechen lassen, flüchten die letzten überlebenden Menschen in die Feuerburg König Jarols. Um König Jarol unter Druck zu setzen, lässt Königin Juliana seine Tochter Teegra entführen.

 

Szenen- und Figurenanalyse

 

Darkwolf:

Darkwolf wird als einsamer, mysteriöser Held dargestellt. Sein äußerliches Erscheinungsbild, mit der schwarzen Maske und der Axt, spiegelt seine rätselhafte Natur wider.

Darkwolf kann als der Anti-Helden betrachtet werden, der durch undurchsichtige Entscheidungen geprägt ist, jedoch letztendlich für das Gute eintritt. Laut Gerüchte soll er der Vater von Lord Nekron sein. Das würde erklären, warum er beim Endkampf gegen Lord Nekron als einziger Immun gegen dessen telekinetische Kraft ist. Als er seinen Sohn im Kampf getötet hat, bricht die Eisgestung zusammen und begräbt zudem Königin Juliana. Darkwolfs Mission ist somit erledigt, denn er hat die Welt von dem Bösen befreit, wofür er einst verantwortlich war.

 

Teegra:

Teegra ist von ihrem Erscheinungsbild eine freizügige Frau, die sich anfänglich im Schloss ihres Vaters langweilt. Sie setzt ihre weiblichen Vorzüge dann ein, wenn es für sie zum Vorteil ist. Als sie von den Halbmenschen entführt wird, kann sie durch ihre weibliche Laszivität kurzzeitig die Halbmenschen umgarnen, ablenken und fliehen. Später lernt sie durch diese freizügige Art Larn kennen, den sie mit ihren weiblichen Vorzügen zu sich locken und auf ihre Seite ziehen kann.

In Laufe des Films ändert sich dieses Verhalten. Als einer der Halbmenschen sie einfangen will, begeht sie zögerlich und ängstlich ihren ersten Mord. Danach mordet sie nur, um sich zu verteidigen oder um anderen das Leben zu retten. Als sie den Leichnam ihres Bruders findet, der von Lord Nekron getötet wurde, bricht sie weinend zusammen.

Als Larn zum Schluss einen der überlebenden Halbmenschen töten will, verhindert Teegra das, weil sie weiß, dass die ständige Gewalt aufhören muss. Sie möchte mit Larn an ihrer Seite eine Zukunft ohne Gewalt erschaffen.

 

Larn:

Am Anfang sinnt Larn nur auf Rache, da Lord Nekron sein Dorf, Familie und Freunde ausgelöscht hat. Er verliebt sich bei ihrer ersten Begegnung augenblicklich in Teegra und fortan macht er es sich zur Aufgabe, Teegra zu befreien und in Sicherheit zu bringen. Er bekommt dabei Hilfe und Unterstützung von Darkwolf. Obwohl beide unterschiedliche Beweggründe haben, scheinen sie sich gegenseitig zu respektieren und kämpfen gemeinsam Seite an Seite gegen das Böse.

Larn ist somit ein Symbol des Widerstands gegen Unterdrückung sowie Tyrannei und ein Beispiel, dass Liebe von Hass befreien kann.

 

Königin Juliana und ihr Sohn Lord Nekron:

Königin Juliana repräsentiert Machtgier und Egoismus. Zum einen sorgt sie immer wieder dafür, dass ihr Sohn mit dem Erobern der Welt weitermacht. Zum anderen befielt sie die Entführung der Tochter Teegra, weil sie will, dass ihr Sohn mit ihr Nachwuchs zeugt.

Lord Nekron hat telepathische Fähigkeiten und kann damit die Gletscher bewegen und die Eiszeit übers Land bringen. Zudem kann er mit seiner telekinetischen Kraft dafür sorgen, dass sich seine Gegner selbst umbringen. Er kämpft jedoch am Anfang gerne mit ihnen, weil ihn der Kampf sichtlich erregt. Er zeigt deutlich seine Abneigung gegen die freizügige Teegra. Lord Nekron lässt nach einem Kampf gegen Larn ihn am Leben und anschließend einsperren, weil er Larn interessant findet.

Zusammen sind Königin Juliana und Lord Nekron eine allegorische Darstellung, welche die Gefahren von Machtmissbrauch und den Verlust von Empathie einer herrschenden Klasse aufzeigt.

 

Die Halbmenschen:

Die Halbmenschen gehorchen bedingungslos Königin Juliana und Lord Nekron. Sie können nur mit Lauten kommunizieren und sind von ihrer Entwicklung rückständig.

 

Die Hexe im Wald: Rodielle

Teegra wird von Otwa aus den Fängen der Halbmenschen befreit und anschließend zu der Hexe Rodielle gebracht. Rodielle fühlt sich sofort zu Teegra körperlich hingezogen, streichelt und bemuttert sie und gibt ihr anschließend etwas zu trinken. Durch diesen Trank wird Teegra schläfrig. Rodielle findet durch einen Zauber heraus, dass Teegra zu Nekrons-Festung gebracht werden soll. Obwohl sie Teegra körperlich begehrt, will Rodielle sie dennoch an die Halbmenschen ausliefern. Doch die erhoffte Belohnung bleibt aus. Rodielle und Otwa werden von den Halbmenschen umgebracht und das Haus der Hexe brennt anschließend nieder. Als Larn später zufällig zu diesem Ort kommt, verrät das verbrannte Skelett von Rodielle den Aufenthaltsort von Teegra und bittet Larn darum, ihren Tod zu rächen.

 

Elemente: Feuer und Eis:

Die Elemente stehen exemplarisch für Gut und Böse. Doch beide Elemente bringen dennoch den Tod.

Als ich den Film das erste Mal sah, fragte ich mich, warum Jarol so lange darauf wartet, die Lava einzusetzen und damit die Eisgletscher zum Schmelzen zu bringen. Als Jarol dieses irgendwann macht, wird klar, warum er so lange damit gewartet hat: Die Lava bringt nicht nur das todbringende Eis zum Schmelzen, sondern verbrennt dadurch auch Teile vom Land, wodurch jegliches Leben unmittelbar ausgelöscht wird.

 

Der Film "Feuer und Eis" war an den Kinokassen kein finanzieller Erfolg. Dennoch gibt es viele Film-Fans, die diesen Film wertschätzen.

"Feuer und Eis" wird von der heutigen Woke-Bewegung als rassistisch, homophob und/oder frauenfeindlich angesehen. Wenn man sich mit dem Film genauer beschäftigt, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass von den eben genannten Vorwürfen nichts zutrifft.

 Viele Symboliken verstecken sich hinter bildgewaltigen Szenen und um alles richtig zu deuten, muss man "Feuer und Eis" wahrscheinlich mehrmals sehen. Es ist ein Film, wo am Schluss das Gute siegt und die Liebe einen Weg ebnet, um eine Zukunft ohne Krieg zu formen. (DR)