Das letzte Einhorn -Eine Filmanalyse-

von David Reinhold

 

"Das letzte Einhorn" ist ein Fantasyfilm aus dem Jahr 1982, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Peter S. Beagle. Der Film erzählt die Geschichte eines Einhorns, das zufällig erfährt, dass sie das letzte Einhorn sein soll. Sie begibt sich auf die Reise, um nach der Wahrheit zu suchen.

Auf dieser Reise erfährt das Einhorn die Höhen und Tiefen menschlicher Emotionen und entdeckt, dass Liebe und Verlust untrennbar miteinander verbunden sind.

 

Szenen-Deutungen:

 

Verwandlung des Einhorns:

Als das Einhorn durch Schmendrick in einem Menschen verwandelt wurde, um sie vor dem Roten Stier zu retten, sagte sie zu ihm: "Ich fühle, wie dieser Körper stirbt. Du hättest mich lieber den Roten Stier überlassen sollen." Dieses reflektiert ihre tiefe Verzweiflung und den emotionalen Schmerz angesichts der Verwandlung in einen Menschen.

Das Einhorn erkennt, dass die Transformation in einen Menschen mit dem Verlust seiner einzigartigen und magischen Natur einhergeht. Diese Worte drücken möglicherweise aus, dass der Rote Stier, obwohl gefährlich, zumindest eine Form der Authentizität und Einzigartigkeit repräsentiert.

Die Erwähnung des Roten Stiers könnte darauf hinweisen, dass das Einhorn meint, die Konfrontation mit diesem gefährlichen Wesen wäre weniger schmerzhaft oder verlustreich gewesen als die Verwandlung in einen Menschen. Es ist eine Reflexion über den Schmerz, der mit dem Übergang von etwas Reinem und Einzigartigem zu etwas Alltäglichem und Sterblichem einhergeht.

 

Der Rote Stier:

Der Rote Stier repräsentiert eine ernsthafte Gefahr für die Einhörner und könnte metaphorisch für zerstörerische Mächte stehen sowie möglicherweise die dunklen Aspekte der Realität darstellen.

Warum der Rote Stier König Haggard gehorcht und was seine Motivation ist, wird im Film nicht klar.

 

König Haggard:

König Haggard versucht alles, um in seinem Leben Freude zu erlangen. Dieser lässt die Einhörner vom Roten Stier einfangen, damit er kurzzeitig glücklich ist. Es zeigt deutlich, dass Menschen in der Lage sind, fremde Opfer zu bringen, nur damit sie einen Vorteil davon haben. Und es verdeutlicht , dass es egal ist, wie viel Dinge man im Leben besitzt. Wenn man Empathielos und Gefühllos ist, wird man im Leben nicht glücklich werden und bleibt allein.

Die spätere Aussage von König Haggard, dass das Einhorn in seiner menschlichen Gestalt den Glanz aus ihren Augen verloren hat, ist metaphorisch und kann als Symbol für die ursprüngliche Unschuld und Magie stehen, die das Einhorn einst verkörperte. Die Verwandlung in einen Menschen könnte diesen Glanz genommen haben, da der Mensch als Wesen mit komplexen Emotionen, Gedanken und Erfahrungen oft seine Reinheit verliert.

Die Aussage könnte darauf hinweisen, dass die menschliche Existenz von Leid und Verlust geprägt ist.

Der Glanz in den Augen kann zudem als Ausdruck von Lebensfreude interpretiert werden, der durch die Verwandlung in einen Menschen verloren gegangen ist.

 

Molly Grue:

Als Molly das erste Mal auf das Einhorn trifft, sagt sie: "Warum hast du gewartet, bis ich das hier geworden bin?" Dieses drückt eine Mischung aus Verzweiflung, Enttäuschung und Selbstreflexion aus. Molly bezieht sich auf das Einhorn und die verlorene Magie in ihrer Welt.

Die Frage könnte darauf hinweisen, dass Molly sich fragt, warum das Einhorn nicht früher in ihrem Leben erschienen ist, bevor sie eine Diebin wurde und die Welt als einen harten Ort kennengelernt hat. Sie drückt möglicherweise das Bedauern aus, dass die Magie und Reinheit des Einhorns erst in ihrer jetzigen, weniger unschuldigen Existenz präsent ist.

Sie mag sich fragen, warum das Einhorn nicht früher in ihrem Leben erschienen ist, um ihr zu helfen, bevor sie zu dem wurde, was sie jetzt ist.

Insgesamt verdeutlicht die emotionale Äußerung von Molly einen Moment der Selbstreflexion und des Verlangens nach einer besseren Vergangenheit, die durch die Anwesenheit des Einhorns symbolisiert wird.

Das Einhorn antwortet ihr mit den Worten: "Jetzt bin ich da." Dieses könnte Aussagen, dass es nie zu spät im Leben ist, um etwas zu verändern und glücklich zu sein.

 

Mommy Fortuna:

Mommy Fortuna ist eine sehr alte Hexe, die ihre dunklen Zauberkräfte dafür benutzt, um Tiere für ihre "Austellung der Kuriositäten" zu verwandeln. Sie ist der Auffassung, dass Menschen zauberhafte Dinge nicht mehr wahrnehmen können und sich täuschen lassen wollen. Als sie das Einhorn gefangen nimmt, muss sie ihr sogar ein falsches Horn anbringen, damit die Menschen sie überhaupt als Einhorn erkennen können.

Die gefangene Harpyie ist ebenfalls ein echtes Wesen und Mommy Fortuna weiß, dass sie eines Tages von ihr getötet wird. Als es schließlich soweit ist, empfängt sie diese Harpyie und damit ihren Tod mit freudiger Erwartung. Sie scheint für kurzzeitige Macht, Geld und Ruhm ihr Leben wissentlich zu verwirken.

 

Die Begegnung mit Lír:

Die Beziehung zwischen dem Einhorn und Prinz Lír zeigt die Suche nach Liebe und das Verständnis für menschliche Emotionen. Lír repräsentiert die romantische Vorstellung von Liebe, während das Einhorn lernt, dass Liebe auch Schmerz und Opfer mit sich bringt.

 

Die Reise mit Schmendrick und Molly Grue:

Die Begleitung des Einhorns durch Schmendrick und Molly repräsentiert die Vielfalt menschlicher Beziehungen. Schmendrick, ein ungeschickter Zauberer, und Molly, eine ehemalige Diebin, zeigen, dass Freundschaft aus unerwarteten Situationen entstehen kann. Es zeigt, dass man in schwierigen Zeiten zusammenhalten soll, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist.

 

Insgesamt ist "Das letzte Einhorn" nicht nur ein Fantasyfilm, sondern auch eine tiefgründige Reflexion über die menschliche Natur, Liebe und die Suche nach Identität. Die kunstvolle Animation und die emotionale Tiefe machen den Film zu einem zeitlosen Klassiker.

"Das letzte Einhorn" war an den Kinokassen kein großer finanzieller Erfolg. Obwohl der Film über die Jahre einen Kultstatus erlangt hat und von vielen Zuschauern geschätzt wird, konnte er 1982 nicht die erwarteten finanziellen Ergebnisse erzielen.

 

Für mich persönlich ist "Das letzte Einhorn" einer meiner All-Time-Lieblings-Filme mit einem super Soundtrack von der Musikgruppe "America". Die vielen Interpretationen und Deutungen machen "Das letzte Einhorn" für mich immer sehenswert. (DR)