Die Nebel-Trilogie ist eine schonungslose Gesellschaftskritik. Ob Links, Rechts, Mann, Frau, Woke oder Anti-Woke – hier wird jeder angesprochen.

Bist du selbstreflektiert genug, um diese Geschichte(n) zu verstehen und dich darin wiederzuerkennen?

 

Die Brunnengeschichte (Nebel-Trilogie Teil 3*)

(Kurzgeschichte)

 

Kapitel 1: Rückblick der Zerstörung

 

Eines Tages bildete sich ein mysteriöser Nebel, der das Land überzog und die Menschen veränderte. Das Misstrauen und der Hass wuchsen, die Menschen bekämpften sich gegenseitig und als der Nebel verschwand, blieb ein erschüttertes und verwundetes Land zurück. Doch die Narben der Vergangenheit heilen nur langsam und heute, wo das Land allmählich wieder aufgebaut wird, schleicht sich der Nebel erneut unbemerkt heran.

Es begann an einem trüben Tag. Ein dichter Nebel zog vom Meer herauf und hüllte die Städte sowie Dörfer in ein undurchdringliches Grau. Zunächst schien er harmlos, doch mit jedem Tag drang er weiter ins Landesinnere vor, ohne dass die Sonne ihn zu vertreiben vermochte. Die Menschen bemerkten bald, dass etwas Unnatürliches in der Luft lag. Die Stimmung veränderte sich. Aus Nachbarn wurden Feinde, aus Freunden Rivalen. Und jeder meinte, dass seine Sichtweisen die richtige Wahrheit wäre.

Der Nebel beeinflusste nicht nur die Sicht, sondern auch die Gemüter. Die Menschen wurden misstrauisch und engstirnig. Gerüchte verbreiteten sich schneller als je zuvor, und jeder Fremde wurde als Bedrohung empfunden. Die gesellschaftlichen Strukturen begannen zu zerbrechen. Die einst friedliche Gemeinschaft verwandelte sich in ein Pulverfass, das nur darauf wartete, zu explodieren.

Die Spannungen entluden sich schließlich in offenen Kämpfen. Überall im Land brachen Konflikte aus. Familien wurden gespalten, Freunde zu Feinden. Der Nebel, stets allgegenwärtig, schien das Unheil zu nähren. Wochen und Monate des Blutvergießens hinterließen tiefe Wunden. Städte und Dörfer wurden verwüstet und unzählige Leben gingen verloren.

Eines Tages, ebenso plötzlich wie er erschienen war, begann der Nebel zu weichen. Die Sonne durchbrach das Grau und offenbarte das wahre Ausmaß der Zerstörung. Die Kämpfe hörten auf, als wäre ein Fluch gelöst worden. Doch die Schäden waren enorm: Überall lagen die Toten und die Überlebenden standen vor den Trümmern ihrer Existenz.

Es dauerte lange, bis das Land begann, sich von den Ereignissen zu erholen. Städte und Dörfer wurden wieder aufgebaut, doch die Narben blieben sichtbar. Das Misstrauen war tief in den Herzen der Menschen verankert und die Schuldzuweisungen hörten nicht auf. Jeder sah im anderen die Ursache des eigenen Leids.

*

Heute, viele Jahre nach dem Verschwinden des Nebels, sind viele Gegenden wieder aufgebaut. Die Infrastruktur hat sich erholt und das Leben scheint in vielen Teilen des Landes normal weiterzugehen. Doch das Misstrauen ist geblieben, als eine ständige Erinnerung an die toten Tage. Und während die Menschen versuchen, ihren Alltag zu bewältigen, beginnt sich unbemerkt erneut ein Nebel zu bilden. Langsam, lautlos, aber unaufhaltsam.

 

Kapitel 2: Es wiederholt sich

 

Das Ehepaar Petr und Lea sind auf einer Landesreise und kommen zufällig in ein kleines, abgelegenes Dorf.

Die Dorfbewohner beobachten sie aus der Ferne. Flüsternde Stimmen und misstrauische Blicke folgen jedem Schritt des Paares. Petr und Lea bemerken die Anspannung, fühlen sich unwohl, aber auch neugierig. Sie beschließen, in der kleinen Dorfwirtschaft nach einem Zimmer zu fragen. Abends beim Essen beginnt das Ehepaar ein Gespräch mit dem Wirt.

Während des Gesprächs erfahren sie von dem Brunnen. Dieser erzählt mit ernster Miene, dass jeder, der verstehen will, daraus trinken muss. "Was soll man denn verstehen?", fragt Lea skeptisch. Der Wirt senkt die Stimme und sagt: "Die Wahrheit der Menschlichkeit." Petr und Lea tauschen Blicke aus, beide unsicher und misstrauisch. Nach einer Weile ziehen sie sich in ihr zugewiesenes Zimmer zurück, planen aber, das Dorf am nächsten Morgen zu verlassen.

*

In der tiefen Nacht werden sie von Lärm geweckt. Bevor sie sich orientieren können, dringen mehrere Dorfbewohner in ihr Zimmer ein. Lea wird aus dem Bett gezerrt und verschleppt, während Petr überwältigt wird. Er schreit nach Lea, kämpft gegen seine Fesseln an, aber seine Anstrengungen sind vergebens.

Ein älterer Dorfbewohner tritt vor ihn, seine Augen kalt und unerbittlich. "Wenn du deine Frau wiedersehen willst, musst du aus dem Brunnen trinken," sagt er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldet. Petrs Herz rast, aber er weiß, dass er keine Wahl hat. Er wird zum Brunnen geschleift. Seine Hände zittern, als ihm ein Becher mit dem trüben Wasser gereicht wird.

Widerwillig setzt er den Becher an die Lippen und trinkt. Sofort beginnen seine Augen, milchig zu werden. Ein unkontrollierbarer Schaum tritt ihm aus dem Mund. Sein Körper zuckt heftig, bevor er qualvoll zu Boden fällt und stirbt.

Ein dichter Nebel breitet sich aus dem Brunnen aus, kriecht über den Boden, während die Dorfbewohner still zusehen. Einer von ihnen lächelt und flüstert, dass es endlich bald wieder losgehen wird. "Die Bestimmung kann niemals aufgehalten werden," murmelt er.

*

Am nächsten Morgen zeigt sich das grausame Ende. Leas lebloser Körper hängt vor dem Dorf an einem Baum. Ihre Augen starren ins Nichts, während der Nebel des Brunnens langsam über die Felder zieht. Die Dorfbewohner kehren schweigend zu ihren täglichen Aufgaben zurück, als wäre nichts geschehen.

 

ENDE

 

*Die Nebel-Trilogie Teil 1 sowie Teil 2 finden Sie ebenfalls gratis auf dieser Homepage.